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Jean-Marc Duckert (1951-1998)

Nachruf Zig Zag 1999-02

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Jean-Marc Duckert 1951 - 1998 Liebe Schweizer Freunde, Euch allen möchten wir unsern riesengrossen Dank aussprechen. Eure Zeichen der Anteilnalune, der Liebe und des Glaubens tragen uns weiterhin. Jacques Duckert Jenny-Anne Maeder und Familie Eva und Daniel Duckert Während 15 Jahren hat Jean-Marc sich an der Arbeit der Stiftung für Moralische Aufrüstung beteiligt, zuerst in der Schweiz, dann - nach seiner Heirat - in Schweden, schliesslich in Frankreich. Dafur sind wir ihm sehr dankbar.

Viele von uns haben ihn als Suchenden erlebt. Er wollte herausfinden, wie er die Erfahrungen, die er selber gemacht hatte, bei all seinen Begegnungen am besten weitergeben konnte. Das füthrte ihn mit reisenden Mannschaften der MRA in verschiedene Gegenden der Welt. AIs er von seiner Krankheit sehr geschwächt und in seiner Beweglichkeit eingeschränkt war, hat er grossen Mut bewiesen und viele Freunde nah und fern beschenkt durch seine Feinfuhligkeit und durch die Art, wie er zuhörte und Gedanken weitergab. Unsere Teilnahme und unsere Gebete gehen zu Eva und Daniel, mit denen wir weiterhin unterwegs sind.

Marcel Grandy Brief von Eva Duckert aus Oxford vom 28. Dezember 1998 Liebe Freunde, Hier in Oxford haben Daniel und ich unsere ersten Weihnachten ohne Jean-Marc erlebt. Welch ein Geschenk, nahe Familienangehörige und Freunde zu haben, mit denen man in solch besonderen Zeiten beides, Trauer und Freude, ganz natürlich teilen kann. Es war unumgänglich, dass es oft Momente des Schmerzes und der Trauer gab, dass Tränen flossen.

Aber wir erfahren, wie grosses Leid und Schmerzen auf einer völlig anderen Ebene liegen kônnen als Trübsal und Jammer. Gottes wunderbare Weihnachtsgabe - dass wir Jesus immer vollkommener in unsere Herzen und in unser Leben hereinlassen können - war ein Geschenk, das wir nicht entbehren mussten. Dies ist wahr, ob man es nun so oder anders ausdrücken will. Wir waren auch sehr ermutigt durch die unglaubliche Wärme und Liebe, die uns von Euch allen zufloss.

Sicher war auch Jean-Marcs Geist mit uns. Und so gab es auch viele Augenblicke tiefer Freude, Dankbarkeit und des Gefühls der Vollendung. Nachdem ich dies gesagt habe, möchte ich auch sagen, dass ich nicht glaube, dass der Schmerz darüber, dass JeanMarc nicht mehr lebendig unter uns weilt, irn Laufe der Wochen und Monate abnehmen wird. Es ist mir auch bewusst, dass Jean-Marc nicht nur Daniels geliebter Vater und mein lieber Gatte, bester Freund und Lebensgefährte war.

Er war auch Jacques einziger Sohn und Jenny-Aunes einziger Bruder. Und er war auch so manchen zum Bruder geworden, die auf geistigem, sozialem und materiellem Gebiet zu leiden hatten. Er war ein Glied einer sehr grossen und speziellen, aber umfassenden Weltfamilie. Henry Nouwen schreibt: "Die Wahrheit, dass alle Menschen als Glieder einer Familie unter Gott zusammengehören, wird selten sichtbar. Unsere heilige Aufgabe ist es, diese Wahrheit in der Realität des täglichen Lebens erfahrbar zu machen." Jean-Marcs Leben und Tod haben hierzu beigetragen.

Es ist aber vor allem Eure Unterstützung für uns wâhrend dieser ganzen Krankheitszeit und jetzt nach seinem Tod, ausgedrückt auf so manche greifbare Weise, die diese Wahrheit für viele Leute nicht nur sichtbar, sondern sehr real gemacht hat. Jean-Marc hatte einen aussergewöhnlich friedlichen Geist, und zwar je langer je mehr. Gegen das Ende hin war es, als wäre er vom Selbst befreit, und Gottes Geist nahm mehr und mehr von ihm Besitz. Aber ich möchte Euch doch sagen, dass er bis zuletzt einen schweren Kampf ausfocht. Ein Gedanke des Spitalpfarrers, der später den Abdankungsgottesdienst mitgestaltete, half Jean-Marcs Geist, zum Frieden zu kommen. Er sagte ihm von seiner Vision, dass sein Weggehen von der Erde und von seiner wichtigen Berufung dazu führen würde, dass viele Menschen dem folgen würden, was er weiterzugeben versucht hatte - so wie das Volk Israel Moses auch nach seinem Tode nachfolgte. Aber obwohl Jean-Marc schliesslich den Tod bejahen konnte, ja sich sogar nach ihm sehnte, weil Geist und Körper überfordert waren, etwas in ihm kämpfte weiter fur das Leben. Er widerstand dem Tod. Mit seinem Körper, seiner Seele und seinem Geist wehrte er sich dagegen, die Mission loszulassen, die Gott ihm anvertraut hatte und die er so leidenschaftlich liebte. Und er wehrte sich gegen den Gedanken, Daniel und uns alle, die ihm lieb waren, zu verlassen.

Wir alle werden lean-Marc auf verschiedene Weise vermissen. Für Daniel und mich sind in unserem täglichen Leben schon viele Lücken entstanden. Ich selbst weiss, dass ich ihn nicht in den äusseren Dingen am meisten vermissen werde, obwohl sie einen grossen Teil des Lebens ausmachen. Aber es ist die gemeinsame geistliche Verpflichtung, die mir zukünftig, und schon jetzt, am meisten fehlen wird. Das, was das Wesentliche unseres Lebens geworden war: uns gegenseitig in unserer Berufung für das geistige Wachstum und die Entwicklung in Menschen und Situation en zu stärken. Aber paradoxerweise ist es auch hier, wo ich seine Gegenwart am meisten spüre. Und das ist ein grosses Geschenk!

Vor zehn Tagen besuchte ich den Arzt, der sich während dieses letzten Monats irn Spital so wundervoll um Jean-Marc (und in gewissem Sinne auch um Daniel und mich) gekürnmert hatte. Es hatte sich herausgestellt, dass er ein sehr feiner alterer Herr mit einem soliden christlichen Glauben und einer klaren Verpflichtung war. Er sagte mir in diesem langen Gespräch, das er mir nach Jean-Marcs Tod angeboten hatte: "Ihre Mission zusammen mit Ihrem Gatten geht weiter." Ich empfand dies aIs so wahr.

Fünf Tage bevor Jean-Marc notfallmässig per Ambulanz ins Spital gebracht werden musste, hatte ich in meiner stillen Zeit am Morgen aufgeschrieben: "Ich kann mein Leben meistern ohne JeanMarc. Ich kann sowohl praktisch wie emotional ohne ihn leben (so schwer es auch sein wird), aber ich kann meine geistliche Berufung nicht ohne ihn erfüllen. Nicht weil mein Glaube von dem seinen abhängig wäre oder so etwas, aber weil wir durch die Ehe eine gemeinsame Berufung haben." Ich anerkannte dies mit einem grossen Gefühl der Freude und fühlte mit Sicherheit, dass dies bedeute, dass Jean-Marc gesund werden würde und dass wir die schëpferische Arbeit würden weiterftihren kënnen, die uns so lieb war. Spâter irn Spital merkte ich, dass ich nicht auf Jean-Marcs Genesung warten musste, um diesen Gedanken ernst zu nehmen. Von da an war jeder Moment irn Spital reich durch die Begegnung mit Menschen - ob es Angestellte oder Besucher waren - oder einfach durch gemeinsame Gebete. Und jetzt half mir der Arzt, zu sehen, dass diese Berufung weitergeht und ewig ist. Was immer für Veränderungen in meinem Leben eintreten werden, diese Gemeinschaft mit Jean-Marc wird weiterbestehen. "Er nahm mich ernst"

Anne-Marie Tate Am Donnerstag, den 10. Dezember, haben wir in der alten romanischen St. Martinskirche von Etampes von unserem Freund und Gefährten Jean-Marc Duckert Abschied genommen. Der Gottesdienst, zugleich nüchtern und von grosser Würde, wurde gemeinsam vom Spitalpfarrer Hamon und vom Gemeindepfarrer Père Gatineau geleitet. lean-Marc starb, 47jahrig, am 3. Dezember irn Spital von Etampes. Er war Schweizer, seine Kindheit verbrachte er von Anfang an in Caux. 1992 hatte er sich mit seiner schwedischen Frau Eva und ihrem Sohn Daniel in Frankreich niedergelassen. Jean-Marc hatte sich Gérard Gigand und dessen Abenteuer L'Attente angeschlossen. Durch diese Vereinigung wollten Gérard und Jean-Marc Menschen beistehen, die durch Arbeitslosigkeit oder andere Probleme an den Rand gedrängt waren, und sie in ihren Versuchen, sich wieder in die Arbeitswelt einzugliedern, begleiten. Dies geschah irn Rahmen einer Baufirmna, die sie gegründet hatten. Wie soli man Jean-Marc beschreiben?

Lassen wir einen seiner engsten Freunde, Andrew Stallybrass, ein Bild von ihm entwerfen: "Wie mehrere von uns, so ist auch er recht jung in den vollzeitlichen Dienst der MRA eingetreten, ohne Berufsausbildung, ohne Diplom. Und dann - wie viele Aufgaben, Aktivitäten, Berufe hat er nicht ausgeübt: Schlagzeuger - ja, er war der Schlagzeuger im kleinen "Orchester" einer unserer musikalischen Revuen - Techniker, Schauspieler, Sänger, Regisseur, Schreiner, Elektriker, Graphiker, Modellierer, Herausgeber; Gesprächsleiter, Organisator von Konferenzen, Conférencier; Begleiter, Bauhandwerker, ohne seine Rolle als Gatte und Vater zu vergessen ... eine Aufzâhlung ohne Ende. Ein früh abgebrochenes Leben, und nun sehen wir, wie er andere Leben, unsere Leben, tief gezeichnet hat. Das ist das Geheimnis. Es geschah nicht durch seine Eigenschaften, sein Charisma. Sein eigenes Leben war von der Gnade berührt worden, von Gott."

Eva und Daniel hatten gewünscht, dass nach dem Gottesdienst alle anwesenden Freunde von Jean-Marc ihren Erinnerungen an ihn Ausdruck verleihen könnten, während einer wunderbar organisierten Mahlzeit in einem nahegelegenen Gemeindesaal. Wie viele Zeugnisse wurden da ausgetauscht, von Verwandten und Freunden, aus Skandinavien, der Schweiz, Holland, Frankreich, Deutschland! Aber was uns allen direkt zu Herzen ging, waren die Worte von Eva und Daniel. "Mein Vater hat mich immer ernst genommen", sagte Daniel mit Dankbarkeit. Ein kleines Ereignis hat diesen heute  jungen Mann geprägt: Als er sechs Jahre alt war, hatte ihn sein Vater eines Tages von der Schule abgeholt und war mit ihm zum Mittagessen in eine Pizzeria gegangen. "Wir werden jetzt ais Mânner miteinander reden" , hatte er zu ihm gesagt.

Danke, Daniel, dass du uns hast teilnehmen lassen an dem, was dein Vater dir hinterIassen hat. Danke, Eva, dass du uns erlaubt hast, mit euch den Schmerz, die Hoffnung, den Kampf zu erleben, den diese letzten Monate für euch bedeuteten

Orginalsprache des Artikels

Deutsch

Artikeltyp
Artikeljahr
1999
Publishing permission
Erlaubt
Publishing permission refers to the rights of FANW to publish the full text of this article on this website.
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