René Thonney 8. August 1916 - 29. November 1999 Einer der Pioniere von Caux, unser Freund René Thonney, der unvergessliche "Mann mit der Tasche" aus dem Stück Die Leiter, das ab 1965 in der französischen Schweiz an über 60 Orten aufgeführt wurde, ist in seinem 84. Lebensjahr friedlich eingeschlafen. Er, der mit 18 Jahren seinem Leben ein Ende machen wollte!
Am Abend vor seinem Tode verabschiedete er sich von seinen Freunden, den Grandys, die ins Spital zu Besuch gekommen waren, mit einem strahlenden Lâcheln und den Worten: "Jesus ist in mir; ich bin in Ihm - mehr braucht es nicht." Wie kam es, dass der Waadtländer, der in seiner Jugend 15mal den Beruf gewechselt hatte, wâhrend über vierzig Jahren mit Leib und Seele der Arbeit der Moralischen Aufrüstung verpflichtet blieb, als Kassier von Caux?
ln seinem packenden Zeugnis bei der Abdankungsfeier in Montoie führte uns Marcel Grandy, der Prâsident des Stiftungsrates, Renés ungewöhnlichen Lebensweg noch einmal vor Augen. Renés Familie lebte in sehr bescheidenen Verhâltnissen in Le Chalet-à-Gobet oberhalb von Lausanne. Er hatte eine schwierige Jugendzeit, es herrschten Krise, Arbeitslosigkeit und Krieg. Nach dem Abschluss der Handelsschule nahm er jede Arbeit an, die er bekommen konnte: vom Milchmann zum Handlanger, über Bauernknecht und Laufbursche eines Metzgers in Basel oder Golf-Caddie-Master in Chalet-à-Gobet, wo sich damals die Grossen dieser Welt für ihren Sport trafen.
Dann, 1942, geschah, was René einen "ausserordentlichen Glücksfall" nannte: Er bekam eine feste Anstellung aIs Posthalter und Briefträger eines Dorfes. "Endlich versorgt! Das war für mich wie das Paradies: ln den Dienst der Schweizerischen Eidgenossenschaft zu treten. ln fünfunddreissig Jahren würde ich die Pantoffeln anziehen und mich mit der Tabakspfeife zur Ruhe setzen kônnen.
" Aber als dann 1946 das internationale Konferenzzentrum der Moralischen Aufrüstung in Caux erëffnet wurde, verzichtete René auf die Sicherheit, von der er so lange geträumt hatte. Er beging "die Verrücktheit, alles im Stich zu lassen, um ohne Lohn in Caux arbeiten zu gehen!" Es war allerdings nicht eine unüberlegte Handlung. René erklärt dies so (in einem Interview in Changer, August 1983): "Ich war zur Überzeugung gelangt, dass Gott einen Plan für mein Leben hat. Meine Entscheidung 1946 war eine natürliche Foige dieser Überzeugung.
Ich hielt mich an drei Fixpunkte: 1. ein Gefühl der Solidaritât mit den Arbeitern und Hungerleidern; 2. die Gewissheit, dass ein geistlicher Lebenswandel ganz natürlicherweise dazu führt, dass man Verantwortungen zu tragen hat; 3. Ich war Patriot, überzeugt, dass die Schweiz nicht eine Frucht des Zufalls ist. Wenn Gott wollte, dass es sie gibt, so hatte Er eine Aufgabe fùr sie. Caux erschien mir wie das praktische Beispiel dessen, was die Schweiz für die Welt tun kann." Er hat sein Engagement nie verleugnet, ebenso wenig wie seine Freundschaften. Eine davon, mit Professor Rieben, geht zurück auf die Zeit, ais sie beide Mitglieder der Jungen Kirche und GolfCaddies in Chalet-à-Gobet waren! "René war ein Mann von totaler Redlichkeit, und er blieb völlig er selbst, inmitten aIl der Leute aus der ganzen Welt, die ihn umgaben", erklärte dieser beim Empfang nach der Bestattungsfeier. Dann, indem er mit grossen Strichen ein Geschichtsbild malte, stellte er Renés Leben und seine Arbeit in den Zusammenhang der Ereignisse seiner Epoche. "Es ist ein schönes, beneidenswertes Leben, das zu Ende gegangen ist, wir alle können dankbar sein", schloss er seine Worte.
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