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Vreni Saxer 1924-2012

Zum Andenken an Vreni Saxer

Vreni Saxer 14.02.1924 - 7.10.2012

Langjährige Mitarbeiterin bei Zig-Zag als Übersetzerin Mit 65 Jahren schrieb Vreni ihre Lebenserfahrungen auf, die sie später mit einer weiteren Seite und einem Gebet in Gedichtform ergänzte. Hier folgen einige Zitate und eine Zusammenfassung. Wer das ganze Dokument (15 Seiten) lesen möchte, kann es bei Maya Fiaux bestellen.

„Meine Geburt am 14. Februar 1924 bedeutete für meinen Vater und meine beiden Geschwister nicht Freude, sondern Schrecken und Trauer. War doch die Mutter zuversichtlich zu ihrer dritten Niederkunft ins Spital gegangen – und dort an der Kaiserschnitt-Operation ausgeblutet.” Der Vater, ein 35jähriger Sekundarlehrer, fand in einer unverheirateten Cousine eine Hausfrau und mütterliche Betreuerin für die Familie, und Vreni erlebte eine glückliche Kindheit in St. Georgen (St. Gallen).

Ihre spätere Jugend war geprägt vom drohenden Krieg und von der Freundschaft mit einem Kameraden an der Kantonsschule, der unter sehr schwierigen Familienverhältnissen litt und versucht hatte, sich das Leben zu nehmen. Vreni wollte ihm helfen und schreibt dazu: „Weil ich selbst mich völlig überfordert fühlte, wandte ich mich zu Gott um Hilfe. Ich hatte in der Primarschule einen kindlichen, persönlichen Glauben gehabt und war oft in den Wald gegangen, um zu beten. Mit ungefähr 11 Jahren hatte ich diesen Glauben ohne ersichtlichen Grund verloren, und spätere Versuche, diese glückliche Gottesbeziehung wieder zu erlangen, waren fehlgeschlagen. Jetzt aber warf ich alle Bedenken zur Seite und betete für meinen Freund.” Vreni lud ihn zu sich nach Hause ein, wo er von ihrem Vater und der Tante wohlwollend empfangen wurde. Ein bekannter Psychiater verhalf ihm etwas später zu einem Neuanfang. Nach der Matura hielten sie die Freundschaft aufrecht und dachten ernstlich ans Heiraten, wollten aber warten, bis er sein Studium beendet hatte. Es sollte nicht dazu kommen, denn nachdem er die Offiziersschule bei der Fliegertruppe besucht hatte, stürzte er im Jahr 1948 mit dem Flugzeug zu Tode. Damit fand diese 6 ½-jährige Freundschaft ein jähes Ende.

Inzwischen hatte Vreni die Oxford-Gruppe kennengelernt. Ein Satz aus einem Buch von Th. Bovet hatte sie direkt ins Herz getroffen, so dass sie in derselben Stunde eine tiefe Erfahrung der Vergebung gemacht hatte: „Schon am nächsten Morgen nahm ich mir Zeit, um nach Gottes Willen zu fragen und meine Gedanken aufzuschreiben. So war es in dem Buch empfohlen und so hielten es auch meine Geschwister, die beide die Oxford-Gruppe getroffen und dort eine Lebensänderung erfahren hatten. Jener Samstagabend im Oktober 1943 war in Wahrheit meine zweite Geburt. Seither hat mein Leben eine bleibende Grundlage von Freude und Gewissheit – auch wenn ich in den folgenden 45 Jahren nicht von inneren und äusseren Stürmen verschont blieb!”

Es folgten schwierige Zeiten in einem Internat bei der Ausbildung zur Hausbeamtin, die sie aber im Rückblick als „wahren Labor-Versuch mit Gottes Führung” sieht, den sie gemeinsam mit zwei Kameradinnen erlebte, die ihr Leben auch aus dem Glauben führen wollten. Nach dem Internat folgten drei Praktika in hauswirtschaftlichen Grossbetrieben und im Jahr 1946 bekam sie das Hausbeamtinnendiplom. Bei ihrer ersten Stelle im Pfarrhaushalt ihres Bruders hörte Vreni von Caux und der Moralischen Aufrüstung (MRA). „Ich war nach den Schrecken der Kriegsjahre zutiefst davon überzeugt, dass wir Schweizer zur Versöhnung Europas einen besonderen Beitrag zu leisten hatten.“ Sie nahm eine Einladung nach Caux an, wo sie mit Menschen aus vielen Ländern zusammentraf, „die sich gleich uns in den Dienst Gottes stellten und durch Horchen und Gehorchen nicht nur die Probleme eines Grosshaushaltes bewältigten, sondern sich bemühten, Grundlagen zum Völkerfrieden zu legen.“

1949 wurde Vreni wieder nach Caux eingeladen, „um dort an der Telefonzentrale zu arbeiten. Es war eine hochinteressante Arbeit in mehreren Sprachen, und uns Telefonistinnen verband eine solide Freundschaft. Natürlich arbeitete man neben dem Telefon auch noch anderswo, in Küche, Service, Zimmerdienst oder Übersetzung. Im Herbst wurde ich gefragt, ob ich ganz nach Caux kommen und mich – ohne Lohn – der Arbeit der MRA zur Verfügung stellen wolle.“ Es folgten Monate in Caux, in Bern und in Genua. „In Italien lernte ich, wie nie voroder nachher, Gott in Geldsachen zu vertrauen; denn wir wussten oft nicht, womit wir unsere nächste Mahlzeit – geschweige denn die Miete  bezahlen würden. Aber: Wo Gott führt, sorgt er auch! Wir hatten immer das Nötige.“

Diesem mehr jährigen Einsatz folgten beinahe fünf Jahre in St. Gallen im Haushalt ihres Vaters. Erst im Jahr 1956 erwachte der Wunsch in Vreni, Lehrerin zu werden: „Damals las man in der Zeitung von verwahrlosten Jugendlichen in Hamburg… Und dann ereignete sich der Aufstand in Ungarn. In Budapest kämpften 12- und 13Jährige auf den Barrikaden. In West und Ost schienen Jugendliche um den Sinn ihres Lebens betrogen worden zu sein. In der stillen Zeit kam mir unerwartet der Gedanke: Werde Lehrerin!“ Es herrschte Lehrermangel und es gab Sonderkurse und Vreni stand schon nach Neujahr 1958 vor ihrer ersten Klasse.

Es gäbe viel über Vrenis Arbeit in verschiedenen Schulen zu berichten: zuerst in Abschlussklassen, und einige Monate als Hauslehrerin in Amerika, dann auf der Mittelstufe und schliesslich an einer Sprachheilschule. Hier nur ein kurzer Blick auf die Ziele, die sie als Lehrerin verfolgte: Sie suchte vor allem nach Gelegenheiten, „wo die Jugendlichen auch in Fragen des Zusammenlebens selbst denken, selbst entscheiden und einen eigenen Beitrag leisten konnten.“ Sie versuchte dies mit praktischen Projekten durchzuführen: den Schulgarten bepflanzen, Vorhänge nähen und bedrucken, ein Weihnachtsspiel, eine Sammlung für Erdbebengeschädigte, Schulreisen, Landschulwochen, 10 Aufführungen einer schweizerdeutschen Version von „Gib dem Hund einen Knochen” nach einer Pantomime von Peter Howard. In den 60er- und 70er Jahren nahm sie lebhaften Anteil am Geschehen im Lehrerverein.

„Im Rahmen der MRA traf ich mich mit Lehrern zu Erziehungskonferenzen, so in London, Oslo, Namur (Belgien), im Ruhrgebiet und immer wieder in Caux. Wir waren überzeugt, mit dem Horchen auf die innere Stimme – für Eltern, Lehrer und Schüler – etwas Neues und Wichtiges zur neuzeitlichen Erziehung beitragen zu können. Unsere Schulzimmer waren unsere Testgelände und Erfahrungsgrundlagen. … Mir selbst war es undenkbar, Schule zu halten ohne die Zeit der Stille am Morgen früh, in der ich die Bibel lesen, meine Probleme vor Gott ausbreiten und sehr häufig zu unerwarteten Lösungen gelangen konnte. Aber auch im Schulalltag liess ich die Kinder so oft wie möglich mitdenken, mithorchen und gemeinsam Entscheidungen finden, was in jedem Fall zu einer Bereicherung führte.“

Als Mitglied des Lehrervereins und als Begleiterin einer Delegation der ostschweizerischen Kindergärtnerinnen konnte Vreni grosse Reisen machen. Im Herbst 1970 lernte sie in Prag „Menschen aus verschiedenen Lagern kennen: Katholiken, Böhmische Brüder und aus der Partei ausgeschlossene Kommunisten. So lernten wir die Probleme des Landes aus verschiedenen Perspektiven sehen. Seit 1970 hat jedes Jahr jemand von uns diese Freunde besucht.“ Ein halbes Jahr Urlaub vom Schulunterricht ermöglichte Vreni eine grosse Reise nach Südamerika. Dort lernte sie auch Alice Cardel kennen, die sie später in den Philippinen besuchte.

1981 starb Vrenis Bruder und im selben Jahr auch ihr 93jähriger Vater, bei dem sie die letzten 14 Jahre gewohnt hatte. Bald darauf zog sie in eine kleinere Wohnung an der Bachstrasse in St. Georgen, wo sie bis 2010 wohnte. Genau 26 Jahre nach Eintritt in den Schuldienst verliess Vreni die Schule. Nach einer notwendigen längeren Pause nahm sie eine Stelle bei der Telefonseelsorge St. Gallen an. Weitere Reisen und Aktivitäten folgten: sie nahm z.B. aktiv an einem Hauskreis mit ernsthafter Bibelarbeit teil und übersetzte regelmässig englische und französische Texte fürs Zig-Zag. Vreni verbrachte zum Schluss knapp zwei Jahre im Alterszentrum Schäflisberg, in St.Gallen, wo sie beliebt und für ihren unverwüstlichen Humor bekannt war.

Artikkelspråk

Deutsch

Artikkeltype
Artikkelår
2013
Publiseringstillatelse
Nicht festgelegt
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