Christian Lüthi 20. März 1928 - 21. März 2013
Zusammenfassung des Lebenslaufes, den Herr Pfarrer Paul Veraguth am Ab- schiedsgottesdienst vom 28. März vorgelesen hat.
Christian wuchs mit seiner Zwillingsschwester Claire und der älteren Schwester Martha in Rümligen (BE) auf. Sein Vater betrieb eine mechanische Werkstätte samt Handel mit Landmaschinen. Die Mutter, ausgebildete Lehrerin, starb sehr früh, 1938, als die Zwillinge erst10-jährig waren, was für die Kinder das einschneidendste Erlebnis war.
Nach der obligatorischen Schulzeit besuchte Christian das Evangelische Seminar Muristalden in Bern und wirkte anschliessend ein Jahr lang als Primarlehrer in Belp.
Ab 1949 bis ungefähr 1973 war er im Rahmen der Moralischen Aufrüstung (jetzt Initiativen der Veränderung) tätig. Er investierte sich während einem knappen Vierteljahrhundert u.a. im Konferenzzentrum von Caux in der Administration und im Caux-Verlag, aber auch in verschiedenen Einsätzen im Ausland – insbesondere während drei Jahren im südlichen Afrika. Er leistete einer Einladung Folge, sich dort an der Rassenversöhnungsarbeit zu beteiligen. Er war sowohl in Südafrika als auch im damaligen Südrhodesien (heute Simbabwe) und in Südwestafrika (heute Namibia) und Kenia tätig.
Dieses Arbeitsfeld verlangte seinen vollzeitigen Einsatz. Dabei konnte er auch viele unschätzbare Impulse für seine spätere Tätigkeit als Pädagoge schöpfen. Christian wurde durch diese international geprägten Jahre mehrsprachig, beherrschte fliessend Französisch und Englisch in Wort und Schrift und erwarb Kenntnisse in weiteren Sprachen, so u.a. Norwegisch.
Ab 1974 bis zur Pensionierung 1993 wirkte Christian als Primarlehrer im Grundbach. Er gestaltete auf lebendige Art den Unterricht der 1. – 4. Klasse und wohnte im Schulhaus. Dort war Christian die Respektsperson. Er wurde sehr geschätzt und geachtet, vor allem auch bei Eltern, wegen seiner klaren Linie, aber auch wegen seinem grossen Einfühlungsvermögen.
Er baute seinen Unterricht mit enormem persönlichem und zeitlichem Engagement auf und erwies sich als begabter Pädagoge, der auch sehr viel Humor hatte. Er brachte den Schülern nicht nur „Schulstoff“ bei, sondern auch Anstand. Er war pädagogisch derart geschickt, dass ihm schwierige Kinder sowohl vom Grundbach wie auch solche von Wattenwil herauf anvertraut wurden. Auch seine musikalischen Talente als Handorgel- und Klavierspieler waren an der Schule sehr gefragt.
Während vieler Jahre bekleidete Christian das Amt als Kassier der Kirchgemeinde Wattenwil, gleichzeitig als Ratsmitglied. Er führte die Umstellung auf das EDV-System ein, was anfangs einen enormen Zusatzaufwand bedeutete, den er mit seiner Gründlichkeit und nachhaltigen Arbeitsweise meisterte, bevor er das gut funktionierende neue System seinem Nachfolger übergab.
Auch nach der Pensionierung blieb er in vielen Bereichen aktiv: als leidenschaftlicher Pétanque (Boule)-Spieler, beim Schachspiel mit seiner Zwillingsschwester oder beim Zusammentreffen mit Freunden „vor Ort“, aber auch aus der weiten Welt. Er fühlte sich in verschiedensten Kreisen wohl, was er im Konferenzzentrum in Caux gelernt hatte, wo oft Regierungsmitglieder und Diplomaten aus aller Herren Länder zu Gast waren. Immer nahm er Anteil am Befinden seiner Mitmenschen, die er ganz grundsätzlich mit Liebe annahm.
Ab 2008 verbrachte er die letzten Jahre im Altersheim Rosengarten in Steffisburg, nachdem sich eine Demenzerkrankung langsam bemerkbar gemacht hatte. Auch dort war er stets hilfsbereit und setzte sich für die anderen, vor allem die schwächeren ein und spielte weiterhin die Rolle des Mediators.
Am 28. Februar 2013 wurde Christian notfallmässig ins Thunerspital eingewiesen, wo er schliesslich in Bewusstlosigkeit versank. Aber seine Zwillingsschwester sagte voraus, er werde für ihren gemeinsamen Geburtsgag noch da bleiben – und genauso geschah es: fünf Minuten nach dem 85. Geburtstag, ging er am 21. März nach Mitternacht auf seine letzte Reise.
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