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Hildi Zeller

Zum Andenken an Hildi Zeller

Hildi Zeller 1927 - 2012

Hildi Zeller ist am 9. März 1927 in Zürich geboren. Sie war die zweite Tochter, nach Berti, von Eugen und Anneli Zeller, und später kam noch ein Sohn, Robert, dazu. Der Vater war Lehrer im Römerhof in Zürich. Die Famile Zeller war schon vor dem 2. Weltkrieg mit der OxfordGruppe, dem Vorläufer der Moralischen Aufrüstung (MRA), eng verbunden, und Hildi kam bereits im Jahre 1946, zu Beginn des Konferenzzentrums, nach Caux. Sie beteiligte sich an den riesigen Putzarbeiten, die in diesem verwahrlosten Gebäude nach dem Krieg nötig waren, was viele Freiwillige aus verschiedenen Teilen der Schweiz zur Zusammenarbeit vereinte.

In jungen Jahren verbrachte Hildi längere Zeit in Südafrika, wo sie sich um die Kinder von Freunden der MRA kümmerte und leistete einen Einsatz in Amerika, im dortigen Zentrum der MRA, in Mackinac, wo sie eine der Köchinnen von Frank Buchman wurde. Bevor sie Amerika verliess, gab ihr Frank Buchman einen speziellen Auftrag, nämlich sich um die Frauen in der Schweiz zu kümmern.

Zurück in der Heimat unterstützte Hildi Familien, die für die MRA tätig waren, und betreute auch in Caux häufig die anwesenden Kinder. So war sie z.B. dabei, als eine grössere Anzahl Kinder in einem der Chalets untergebracht war und zwei davon an Scharlach erkrankten, was bedeutete, dass alle Bewohner des Chalets, d.h. die ganze Kinderschar mit ihren Betreuerinnen, unter Quarantäne gestellt werden musste.

Sie war ihr Leben lang eine treue Freundin von vielen, und begleitete ganz besonders auch solche, die schwierige Phasen durchmachten und half ihnen, Sinn und Inhalt im Leben zu finden und ein Stück weiter zu kommen. Nie fürchtete sich Hildi vor anstrengender Arbeit, zuerst in der grossen Küche und nachher in der Backstube (deren Renovation sie mit Freunden finanzierte) und bei den Blumendekorationen.

Sie schmückte auch jahraus jahrein die protestantische Kirche des Dorfes mit Blumen aus dem Garten oder von den Feldern. Einen Ausgleich für die viele Arbeit fand sie in den Wanderungen schnellen Schrittes durch das Dorf oder beim Langlauf in der Umgebung von Caux. Sie wohnte während Jahrzehnten in der Villa Maria, wo sie am Gemeinschaftsleben aktiv teilnahm.

Später genoss sie es aber sehr, eine eigene Wohnung im Chalet de la Patinoire zu beziehen, in der sie auf mehr persönliche Art und Weise unzählige Freunde zu einer Mahlzeit oder zum Zvieri einladen konnte. Sie nahm auch regen Anteil an Dorfereignissen, vor allem an den traditionellen „Adventsfenstern“.

Im Jahr 2009 musste sie Caux nach einem längeren Spitalaufenthalt verlassen und zog ins Altersheim „Beau-Site“ in Clarens ein. Dort fand sie bis am Schluss liebevolle Aufnahme und Pflege.

Auszüge aus einem Beitrag zum Dankgottesdienst vom 12. August in der protestantischen Kapelle von Caux:

Ich bin Camilla aus Norwegen, aber meine Mutter ist St. Gallerin – ledig hiess sie Klär Widmer. Wie Hildis Familie war auch die Familie meiner Mutter Teil der grossen Gruppe, die vor 67 Jahren miteinander das Caux-Palace kaufte und es so herstellte, dass dieser Ort bereit war, Menschen aus der vom Krieg zerrissenen Welt zu empfangen und für sie da zu sein. Meine Eltern arbeiteten ganzzeitlich (ohne Salär) mit Initiativen der Veränderung und so verbrachte ich als Kind manchen Sommer hier in Caux.

Etwas, das ich an diesem Ort und an dieser Arbeit besonders schätze und das unser Vorgehen so einzigartig macht, ist die Überzeugung, dass es uns ALLE braucht und dass wir alle dazu beitragen können aus dieser Welt einen besseren Ort zu machen. Es ist nicht nur eine Aufgabe der VIPs dieser Welt, die Schritte darauf zu und zum Frieden zu unternehmen, wir alle können unsere verschiedenen Fähigkeiten und Begabungen einsetzen. Ich weiss nicht wie vielen Kindern Hildi über die Jahre geholfen hat, sich willkommen und nützlich zu fühlen und ein Teil von Caux zu sein, indem sie sie in die Backstube einlud. Dort haben sie jeweils miteinander Kuchen und Kleingebäck für den Zvieri-Tee gebacken.

Später widmete sich Hildi dem Garten, den Beeren und den Rosen, und auch hier gelang es ihr, immer wieder andere Menschen mit einzubeziehen. Da war etwas Unveränderliches bei Hildi. Ich kam hierher als Kind, als Erwachsene und mit meinen eigenen Kindern. Hildi war immer gleich, sie grüsste mit ihrem strahlenden Lachen, und ihr «wundervoll, wuuundervoll, wun-der-voll» tönte als ob man die wichtigste Person im Hause sei.

Vor ein paar Jahren kam ich im Frühling zu einem Vorbereitungstreffen hierher. Da lernte ich eine sehr begabte junge Frau mit Titeln von verschiedenen Universitäten kennen. Sie war für eine der kommenden Sommerkonferenzen verantwortlich. In einer Pause zwischen den Sitzungen erzählte sie mir, was sie wirklich nach Caux zog und ihr Zugehörigkeitsgefühl gab, waren Hildi und ihr Garten. Die Zeit, die sie dort zwischen den Meetings mit Hildi verbracht hatte, war für sie kostbar und entscheidend.

Das folgende Gleichnis Jesu passt meiner Meinung nach bestens zu Hildi und zu den Schweizern und dem was sie uns durch Caux gegeben haben: Nun sprach er: „Wem ist das Reich Gottes gleich, womit soll ich es vergleichen? Es ist einem Senfkorn gleich, das einer nahm und in seinen Garten säte. Und es wuchs, wurde zu einem Baum, und die Vögel des Himmels nisteten in seinen Zweigen.” (Luk. 13.18-19)

Es braucht viel Zeit und Hingabe, denn ein grosser Baum braucht Zeit um seine Grösse zu erreichen. Man muss dranbleiben und kann nicht gleichzeitig in der Welt herum jetten. Wenn ich meine Arbeit, meine Aufgabe, meine Berufung von ganzem Herzen und nach bestem Wissen erledige, so darf ich gewiss sein, dass Gott für das Gedeihen und für die Früchte sorgt – und die Vögel werden kommen und ihre Nester in den Zweigen bauen. Als fremder Vogel und mit so vielen verschiedenen Vögeln zusammen will ich Hildi und den Schweizern von ganzem Herzen meinen Dank aussprechen dafür, dass sie uns mit Caux einen so schönen und gesegneten Baum hingepflanzt haben, wo man viele Jahre nisten kann.

Als ich dieses Mal hierher kam, ging ich zu Hildis verlassenem Garten und weinte. Er war überwuchert. Ich spürte das Verlangen ihn wiederherzustellen wie er einst war. Jetzt die Meetings fallen lassen und in den Garten gehen. Aber – ich hatte zuvor in meinem eigenen Garten zu viel gejätet und davon einen Tennisellbogen bekommen. So ging ich in die Kapelle oberhalb Hildis Garten. Ich musste wieder einmal alles Gott übergeben: mein Leben, meine Arbeit - UNSER Werk – zu Füssen des Baumes – dem Kreuz. Camilla Wilhelmsen Nelson- Oslo

Article language

German

Article type
Article year
2012
Publishing permission
Nicht festgelegt
Publishing permission refers to the rights of FANW to publish the full text of this article on this website.
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